Parasomnien

Dabei handelt es sich um einen Oberbegriff für unerwünschte Ereignisse, die während des Einschlafens, im Schlaf oder bei Weckreaktionen aus dem Schlaf auftreten können. Zu den Parasomnien zählen u.a. Schlafwandeln, Nachtschreck (Pavor nocturnus), nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus), Alpträume, aber auch Sprechen oder Essen während des Schlafs.

Viele Parasomnien treten vorwiegend im Kindesalter auf und geben sich im Erwachsenenalter meistens. Erbliche Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle: Viele Parasomnien kommen familiär gehäuft vor. Manche Menschen leiden sogar gleichzeitig an mehreren Parasomnien und fühlen sich dann morgens oft „wie gerädert“.

Alpträume

Albträume sind Traumerleben voller Angst, die vorwiegend in den REM-Schlafphasen des zweiten und dritten Nachtdrittels auftreten und zum Erwachen des Träumers führen. Sie kommen im Kindes- und Jugendalter oft vor. Im Lauf des Lebens nimmt die Albtraumhäufigkeit normalerweise ab; Erwachsene leiden seltener darunter.

Fast jeder Mensch hat hin und wieder beängstigende Träume, v.a. in Stressphasen. Meist geht es dabei um eine Bedrohung des Lebens, der Sicherheit oder Selbstachtung; oft wiederholen sich dieselben oder ähnliche Geschichten immer wieder. Manche Menschen erleben in diesen Träumen belastende persönliche Erlebnisse wieder; andere können sich nicht erklären, warum sie gerade diesen Traum haben. Eines aber ist allen Albträumen gemeinsam: Sie lösen heftige Gefühle aus, meistens Angst, aber auch Traurigkeit, Wut oder Ekel. Oft sind diese Emotionen so stark, dass sie den Träumer aus dem Schlaf reißen. Und nicht nur das: Albträume können zu Ein- und Durchschlafstörungen führen, die Lebensqualität stark beeinträchtigen und Menschen schlimmstenfalls sogar in den Suizid treiben.

Neben akutem Stress gibt es noch einen weiteren Faktor, der das Auftreten von Albträumen fördert: nämlich traumatische Ereignisse – beispielsweise sexuellen Missbrauch, einen Autounfall oder irgendeine andere lebensbedrohliche Situation. Haben solche Erlebnisse in der Kindheit stattgefunden, so können sie bis ins Erwachsenenalter hinein nachwirken: Frauen, die im Kindesalter missbraucht worden sind, leiden noch als Erwachsene vermehrt unter Albträumen. Das Gleiche gilt für Kriegsveteranen und Überlebende des Holocaust.

Mit schlimmen Träumen muss man sich nicht abfinden. Es gibt verschiedene Selbsthilfemaßnahmen, mit denen man sich von solchen Träumen befreien oder sie zumindest deutlich reduzieren kann. In schwereren Fällen – beispielsweise bei häufigen, stark belastenden Angstträumen oder bei Albträumen im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung – kann man sich professionelle Hilfe suchen.

Hin und wieder Albträume zu haben, ist völlig normal. Eine echte Belastung stellen sie erst ab einer Häufigkeit von ungefähr einmal pro Woche dar – oder wenn die betroffene Person aufgrund möglicher Albträume abends Angst vor dem Einschlafen hat. Gegen solche Albträume sollte man etwas tun. Das Gleiche gilt für durch Traumata verursachte Albtraumstörungen: Da sie nur selten von allein wieder verschwinden und den Schlaf oft erheblich beeinträchtigen, sollten sie unbedingt behandelt werden.

Image Rehearsal-Therapie: Träume einfach „umschreiben“

Eine sehr wirksame Albtraum-Behandlungsmethode besteht darin, den Traum aufzuschreiben, ihn im Wachzustand noch einmal zu durchdenken und sich zu fragen: Was könnte ich an der Traumsituation verändern, wie kann ich besser damit umgehen? Dieser Ansatz kommt aus der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, eingefahrene Denkmuster aufzulösen und sich neue Bewältigungsstrategien zu überlegen.

In einem nächsten Schritt wird die neugefundene Strategie dann eingeübt: Man nimmt sich jeden Tag fünf bis zehn Minuten Zeit und stellt sich den positiven Ausgang des Traums vor. Dadurch nimmt die Albtraumhäufigkeit bei vielen Menschen massiv ab.

Diese sogenannte Image Rehearsal-Therapie wurde im amerikanischen Sprachraum entwickelt und besteht aus drei einfachen Schritten:

  1. Konfrontation: Den Traum aufschreiben. Erwachsene sollten ein Traumtagebuch führen, d. h. die Albträume nachts oder morgens aufschreiben – so detailliert wie möglich und am besten in der ersten Person und der Gegenwartsform. Schildern Sie dabei auch Ihre Gedanken und Gefühle. Kinder sollen das Traumbild malen.
  2. Bewältigung (Ausdenken einer neuen Lösung): Ein neues Traumende schreiben bzw. das Bild durch etwas ergänzen, was zur Angstreduktion beiträgt. Zu diesem Zweck wird der Patient, nachdem er den Traum aufgeschrieben hat, von seinem Therapeuten gefragt, was er denn tun könnte, um mit der im Traum entstandenen Situation besser umgehen zu können. (Falls Sie ohne Therapeut arbeiten, müssen Sie diese neue, positive Traumvariante ohne fremde Hilfe entwickeln.) Kinder fragt man: Was könntest du in dein Bild einzeichnen, damit du weniger Angst hast?
  3. Einüben der neuen Lösung: Diese neu entwickelte Traumvariante wird dann zwei Wochen lang einmal pro Tag mental trainiert, d.h., man malt sich die neue Bewältigungsstrategie in seiner Vorstellung so anschaulich wie möglich aus; denn alles, was wir im Wachzustand tun, wirkt sich auf unsere nachfolgenden Träume aus – die konstruktive Lösung wird also in den nächsten Albtraum integriert, sodass dieser positiv ausgeht oder zumindest nicht mehr als so bedrohlich empfunden wird.

Schlafwandeln

Schlafwandeln kommt bei bis zu 30% aller Kinder zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr vor; bei 17% hält es bis in die Pubertät, bei 4% bis ins Erwachsenenalter hinein an. Die meisten erwachsenen Schlafwandler hatten dieses Problem also schon als Kind. Nur in seltenen Fällen beginnt Schlafwandeln erst im Erwachsenenalter.

Schlafwandler setzen sich mitten in der Nacht im Bett auf, stehen oft auch auf und verlassen ihr Schlafzimmer oder sogar die Wohnung. Ihre Augen sind dabei geöffnet und nehmen die Umgebung auch wahr; doch da sie nicht richtig wach und somit auch nicht bei klarem Bewusstsein sind, tun sie in diesem Zustand oft völlig unsinnige Dinge: Sie klettern aus dem Fenster, gehen im Nachthemd oder Schlafanzug ins Freie oder fahren sogar Auto. Oft sprechen sie auch; doch diese Äußerungen sind entweder nicht zu verstehen oder ebenso unsinnig wie ihr Tun. Auffallend sind das ausdruckslose Gesicht und der eigentümlich starre Blick mit erweiterten Pupillen.

Normalerweise sind Schlafwandler nur schwer weckbar. Wenn sie aber aufwachen oder geweckt werden, reagieren sie oft völlig verwirrt und wissen gar nicht, was passiert ist und warum sie nicht mehr in ihrem Bett liegen. Auch am nächsten Morgen erinnern sie sich nur noch undeutlich oder überhaupt nicht mehr an ihre nächtlichen Aktivitäten.

Normalerweise tritt Schlafwandeln aus dem Tiefschlaf oder aus einer anderen Non-REM-Schlafphase heraus auf (also nicht aus dem REM-Schlaf, in dem wir besonders lebhafte Träume haben): Wenn man einen Schlafwandler weckt, kann er sich – wenn überhaupt – nur noch bruchstückhaft an einen Traum erinnern.

Ein gefährlicher Irrglaube ist die Vorstellung von der „schlafwandlerischen Sicherheit“: Oft verletzen Schlafwandler sich während ihrer nächtlichen Aktivitäten, denn ihr Reaktions- und Orientierungsvermögen und ihre motorischen Fähigkeiten sind in diesem Zustand stark eingeschränkt. Daher kommt es gar nicht so selten vor, dass ein Schlafwandler stolpert oder die Treppe hinunterstürzt.

Und damit sind wir schon bei einem weiteren Mythos im Hinblick auf Schlafwandler – nämlich dass man sie nicht wecken sollte: Bei selbstgefährdendem Verhalten muss man das unbedingt tun. Freilich sollte man sie so behutsam wie möglich aufwecken, damit sie nicht erschrecken. Am besten ist es, einen Schlafwandler ruhig anzusprechen und mit sanften Worten vorsichtig zum Bett zurückzuführen, ohne dass er aufwacht.

 Wie entsteht Schlafwandeln?

Durch Untersuchungen von Schlafwandlern im Schlaflabor weiß man inzwischen schon ein bisschen mehr über dieses seltsame Phänomen: Man geht davon aus, dass dem Schlafwandeln ein (innerer oder äußerer) Weckreiz vorausgeht, bei dem das Gehirn aber nicht vollständig erwacht. Diese Weckreaktionen werden auf eine Instabilität des Tiefschlafs zurückgeführt. Fast immer tritt Schlafwandeln im ersten Nachtdrittel auf.

Bei den Ursachen spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle: 80% aller Schlafwandler haben einen engen Angehörigen, der ebenfalls schlafwandelt. Eine weitere wichtige Ursache ist Stress: Bei Menschen, die zu Schlafwandeln neigen, kommt dieses nächtliche Verhalten in belastenden Situationen besonders häufig vor.

Da Schlafwandeln oft aus dem Tiefschlaf heraus auftritt, kann es durch sämtliche Faktoren gefördert werden, die zu einem besonders tiefen Schlaf führen: z. B. nach starkem Alkoholkonsum oder bei Fieber. Oft schlafen wir auch dann besonders tief, wenn wir in der Nacht davor zu wenig Schlaf bekommen haben – weil der Körper den für die Regeneration besonders wichtigen Tiefschlaf dann in der darauffolgenden Nacht nachholt.

Was tun?

Daraus ergeben sich bereits die wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen gegen Schlafwandeln: Man sollte übermäßigen Stress meiden und auf ausreichenden Schlaf und einen regelmäßigen Schlaf-wach-Rhythmus achten, damit kein Schlafdefizit auftritt. Menschen, bei denen abendlicher Alkoholkonsum zu Schlafwandeln führt, sollten darauf verzichten.

Es gibt aber auch noch weitere Risikofaktoren: beispielsweise Reisen, Jetlag, übermäßiger Koffeingenuss, Migräne oder Schlafen in ungewohnter Umgebung. Bestimmte Arzneimittel können ebenfalls Schlafwandeln auslösen.

Da Schlafwandeln meistens im ersten Nachtdrittel auftritt, kann sogenanntes antizipatorisches Erwecken (ein bis zweieinhalb Stunden nach dem Zubettgehen oder 10 bis 15 Minuten vor dem Zeitpunkt, zu dem das Schlafwandeln erfahrungsgemäß auftritt) helfen.

Da Stress als Auslöser von Schlafwandeln eine so wichtige Rolle spielt, sollten Schlafwandler ein Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation erlernen und regelmäßig praktizieren. Auch eine Form der Selbsthypnose kann helfen: Dabei spricht man sich in entspanntem Zustand in Gedanken einen Vorsatz (z. B.: „Sobald meine Füße den Boden berühren, wache ich auf“) vor. Diese Autosuggestion kann dazu führen, dass man tatsächlich aufwacht, sobald man zu schlafwandeln beginnt.

Bei Kindern muss Schlafwandeln – abgesehen von Vorsichtmaßnahmen zur Verhinderung von Verletzungen – jedoch normalerweise nicht behandelt werden. Wenn ein Kind mehrere Nächte hintereinander schlafwandelt, kann man es kurz vor dem üblichen Beginn der Schlafwandelepisode aufwecken.

Zum Glück tritt Schlafwandeln bei Kindern normalerweise in den ersten ein bis zwei Stunden nach dem Schlafengehen auf – also um eine Zeit, in der die Eltern noch wach sind, sodass sie das Kind wieder ins Bett bringen können. Problematisch wird das Schlafwandeln erst dann, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt auftritt, zu dem die Eltern bereits schlafen: Dann besteht die Gefahr, dass das Kind die Treppe hinunterfällt, aus dem Haus geht oder sonst irgendetwas Gefährliches tut. In so einem Fall ist es sinnvoll, ein Alarmsystem an der Kinderzimmertür anzubringen. Die Haus- oder Wohnungstür sollte so verschlossen sein, dass das Kind sie nicht ohne weiteres öffnen kann.

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