Restless-Legs-Syndrom

Der englische Begriff lässt sich mit „Syndrom der ruhelosen Beine“ übersetzen und wird oft als „RLS“ abgekürzt.

Abends, wenn gesunde Menschen einschlafen, beginnt es bei diesen Patienten in den Füßen und Beinen zu reißen, zu stechen oder zu kribbeln. Oft können sie ihre Missempfindungen nur schwer definieren; aber sie sind so quälend, dass sie – einem unwiderstehlichen inneren Drang folgend – aufstehen, in der Wohnung herumlaufen und ihre Beine massieren, kalt abduschen oder bürsten müssen. Dadurch bessern sich die Beschwerden vorübergehend; doch kaum liegt man wieder im Bett, beginnt die Qual von neuem. Und gleitet der geplagte Patient dann endlich doch in den ersehnten Schlaf, so entlädt die Unruhe in den Beinen sich oft selbst dann noch in rhythmischen, tretenden oder stoßenden Fuß- oder Beinbewegungen, die den Schlaf fragmentieren und unerholsam machen – auch wenn sie dem Schläfer nicht bewusst sind.

Tagsüber ist man dementsprechend übermüdet, erschöpft, kaum noch leistungsfähig und durch den schlechten Schlaf oft auch reizbar oder sogar depressiv. Viele Patienten meiden soziale Kontakte, denn sie können nicht ruhig im Kino, im Theater oder beim Abendessen mit Freunden am Tisch sitzen, weil sie ständig ihre Beine bewegen müssen. Auch der Schlaf wird durch Restless Legs oft gravierend beeinträchtigt: Viele Betroffene leiden unter Ein- und Durchschlafproblemen; ihr Schlaf ist fragmentiert und unerholsam.

Diagnostik

Normalerweise lässt sich die Diagnose schon anhand der Beschwerden stellen, die der Patient schildert; nur in seltenen Fällen ist eine Untersuchung im Schlaflabor erforderlich.

Selbstbeobachtete Symptome:

  • Missempfindungen in den Beinen (Kribbeln, Ziehen, Reißen, Jucken, Brennen, Stechen, Druckgefühl, Ameisenlaufen usw.). Die Beschwerden können nur auf einer Seite, beidseitig oder auch abwechselnd auf der linken und rechten Seite auftreten. Neben den Beinen können (in selteneren Fällen) auch die Arme betroffen sein.
  • Die Beschwerden treten nur in Ruhe (z.B. beim Fernsehen, im Theater, auf Autofahrten und Flugreisen) auf oder verschlimmern sich in Ruhesituationen.
  • Sie treten nur abends oder nachts auf oder verschlimmern sich um diese Tageszeit.
  • Sie sind mit einem unwiderstehlichen Bewegungsdrang verbunden, der einen dazu zwingt, aufzustehen und umherzugehen.
  • Durch Aktivitäten wie Bewegung, Fußbäder, kaltes Abduschen oder Massagen der Füße und Beine bessern sie sich vorübergehend.
  • Die Patienten leiden unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen und empfinden ihren Schlaf als unerholsam. Tagsüber fühlen sie sich oft müde, abgeschlagen und in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.

Vom Bettpartner beobachtete Symptome:

  • Der Partner/die Partnerin beobachtet bei dem Patienten häufig unwillkürliche „Zuckungen“ oder Bewegungen der Beine und Füße während des Schlafs.

Ursachen

Schon seit längerem weiß man, dass die RLS-Beschwerden sich durch Einnahme von Medikamenten bessern, mit denen auch die Parkinson-Krankheit behandelt wird. Bei Parkinson-Patienten gehen bestimmte Zellen im Gehirn zugrunde, die Dopamin produzieren. Dopamin – ein Botenstoff im Nervensystem – spielt bei der Kontrolle von Körperbewegungen eine wichtige Rolle. Da dopaminhaltige (oder im Körper so ähnlich wie Dopamin wirkende) Medikamente sowohl gegen Parkinson als auch gegen Restless Legs helfen, geht man davon aus, dass das RLS ebenfalls auf eine Störung des Dopaminstoffwechsels im Gehirn zurückzuführen ist.

Es gibt zwei verschiedene Erscheinungsformen des Restless Legs Syndroms, die sich jedoch nicht immer klar voneinander trennen lassen; oft liegen Mischformen vor:

  • Oft entsteht ein RLS ohne erkennbare Ursache und ist in erster Linie erblich bedingt. Bei diesen Patienten beginnen die RLS-Beschwerden meist schon in sehr jungen Jahren, oft sogar bereits in der Kindheit. Häufig sind in der Familie und näheren Verwandtschaft noch weitere Menschen davon betroffen.
  • Das RLS kann aber auch als Folge einer anderen Erkrankung oder bestimmter Begleitumstände entstehen (z.B. Schwangerschaft, Niereninsuffizienz, diabetische Polyneuropathie, Einnahme bestimmter Medikamente oder Eisenmangel). Eisen spielt für die Herstellung von Dopamin eine wichtige Rolle: Bei Eisenmangel wird also zu wenig Dopamin gebildet.

Wie wird ein RLS behandelt?

Zum Glück gibt es mittlerweile gute Behandlungsmöglichkeiten für das RLS. Doch nach wie vor kennen viele Ärzte sich mit dieser Erkrankung noch nicht gut aus. Daher haben viele RLS-Patienten bereits eine lange Odyssee hinter sich, wenn ihr Problem endlich richtig diagnostiziert und behandelt wird.

Obwohl es sich beim RLS um eine neurologische Erkrankung handelt, sollte Ihr erster Anlaufpunkt der Hausarzt sein, weil er Sie und Ihre bisherigen Erkrankungen und Medikationen am besten kennt und daher auch am ehesten eine erste Einschätzung darüber treffen kann, welche Erkrankung bei Ihnen wohl vorliegt.

Bei Verdacht auf RLS sollte der Hausarzt Sie an einen Neurologen überweisen. Allerdings ist es wichtig, dass dieser sich mit der Diagnostik und Therapie eines RLS auskennt; denn gerade bei dieser Erkrankung ist die Behandlung sehr komplex und muss individuell auf die Bedürfnisse und Besonderheiten des jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Notfalls sollte man vorher telefonisch erfragen, ob der betreffende Neurologe RLS-erfahren ist. Sie können sich auch an die Deutsche Restless Legs Vereinigung (https://www.restless-legs.org/) oder an eine RLS-Selbsthilfegruppe in der Nähe Ihres Wohnorts wenden und sich dort beraten lassen.

Der behandelnde Arzt sollte, nachdem er bei einem Patienten ein Restless Legs Syndrom diagnostiziert hat, zunächst einmal überprüfen, ob eine der obengenannten Ursachen bzw. Grunderkrankungen vorliegt, und diese dann – soweit möglich – beheben. Oft lassen die Beschwerden sich dadurch deutlich lindern oder verschwinden sogar völlig. Beispielsweise kann der Arzt Medikamente, die ein RLS verursachen, durch andere ersetzen.

Sehr oft liegt dem RLS ein Eisenmangel zugrunde; dies lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen, bei der der Eisenspeicherwert (Ferritin) bestimmt wird. Bei RLS-Patienten sollte der Wert über 50 ng/ml liegen, was – je nach Schweregrad des Eisenmangels – entweder durch Einnahme von Eisenpräparaten oder durch Eiseninfusionen oder -injektionen erreicht werden kann.

Falls bei dem Patienten kein Eisenmangel vorliegt, kann eine medikamentöse Therapie weiterhelfen.

  • Als Erstes verschreibt der Arzt normalerweise Substanzen, die auch zur Behandlung des Dopaminmangels bei der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden – allerdings in wesentlich niedrigerer Dosierung und mit dementsprechend besserer Verträglichkeit. Hierzu stehen zwei Medikamente bzw. Medikamentenklassen zur Wahl: 1) Levodopa (auch als L-Dopa bezeichnet), das im Körper des Patienten in Dopamin umgewandelt wird, also gewissermaßen ein Vorläufer des Dopamins ist; 2) sogenannte Dopaminagonisten, die im Nervensystem genauso wirken wie Dopamin.
  • Eine relativ häufig eingesetzte Therapiealternative sind Opioide.
  • Auch Medikamente, die normalerweise gegen epileptische Anfälle eingesetzt werden (sog. Antiepileptika wie Gabapentin oder Pregabalin) können gegen das RLS helfen.
Weitere Beiträge